Warum ein "blühendes" Sojaexperiment?

In Deutschland sind etwa 350 Gefäßpflanzenarten auf Ackerland zu finden. Von diesen sind nur etwa 20 Arten als problematische „Unkräuter“ zu bewerten. Der Erfolg maschineller und chemischer Bekämpfungsmethoden führte nicht nur zu einer Reduktion der problematischen Arten, sondern spiegelte sich auch in den Beständen der Nicht-Problem-Arten wider. Heute finden sich zahlreiche dieser Arten in den Roten Listen. Neben ihrem intrinsischen Schutzwert erfüllen viele dieser Arten wichtige ökologische Funktionen, etwa als Nektar- oder Pollenlieferant für Bestäuber. Um das negativ behaftete Wort „Unkräuter“ abzulösen, wird heute auch vermehrt von Beikräutern oder Wildkräutern gesprochen.

In dem Projekt soll geprüft werden, ob sich Beikräuter (oder andere Blühpflanzen) in geordneter, kontrollierter Struktur in den Sojaanbau integrieren lassen, ohne deutliche Effekte auf Ertrag und Qualität der Sojabohnen. Das langfristige Ziel ist es auch die Blühpflanzen aus den 1000 Gärten in die landwirtschaftliche Praxis zu integrieren um somit einen Beitrag zur Förderung lokaler Insektenpopulationen zu leisten.

In den 1000 Gärten werden folgende Arten getestet:

    Leindotter (Camelina sativa)

    weitere Namen: Saat-Leindotter, Dotterlein

    Der Leindotter ist eine sehr alte, aber fast vergessene Kulturpflanze, die sich in verschiedenen Mischkulturen schon bewährt hat: Sie konkurriert nicht mit der Hauptfrucht und gilt deshalb als ideale "Kavalierspflanze". Trockenheit und Frost stören sie kaum, sie wächst einfach weiter und blüht etwa sechs Wochen nach der Aussaat. Ihre gelben Blüten sind eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten. Vor allem Wildbienen fliegen sie gerne an. 

    Acker-Ringelblume (Calendula arvensis)

    Die Acker-Ringelblume ist die kleine und wildere Schwester der Calendula officinalis, also der gewöhnlichen Ringelblume. Sie hat die gleiche Heilwirkung bei Wunden und Entzündungen, darf aber in der Natur nicht gesammelt werden, weil sie mittlerweile zu den stark bedrohten Arten zählt. Die Acker-Ringelblume wird 30-35 cm hoch und entwickelt ihre gelb-orangen Bluten etwa fünf Wochen nach der Aussaat - sehr zur Freude von Hummeln und Schmetterlingen. 

    Echter Frauenspiegel (Legiusia speculum-veneris)

    weitere Namen: Venus-Frauenspiegel, Großer Venusspiegel, Gewöhnlicher Frauenspiegel

    Bei Spaziergängen ist er leider kaum mehr anzutreffen: Der Echte Frauenspiegel ist in Deutschland sehr selten geworden. Das Glockenblumengewächs wird 10 bis 40 cm hoch und bildet nach sieben Wochen kleine, violette Blüten, die sich am frühen Morgen öffnen und nachmittags wieder schließen. Angeflogen werden die Blüten vor allem von kleineren Insekten wie Schwebfliegen. Diese sind zwar eher unscheinbar, aber wichtige Bestäuber. 

    Rote Taubnessel (Lamium purpureum)

    Die Rote Taubnessel hat eine lange Geschichte als Heilpflanze: Wenn Sie in Ihrem Garten zwischen den Soja-Reihen wächst, können sie die Blätter als Tee verwenden oder auch in den Salat schnippeln - sie wirkt antibakteriell und entzündungshemmend. Die Pflanzen werden 10 bis 30 cm hoch und können bereits im März blühen. Dadurch sind sie eine wichtige Frühjahrskost für soeben aus dem Winterschlaf erwachte Hummelköniginnen - und bis in den Herbst hinein für sämtliche Hummeln und Schmetterlinge. 

    Gemeiner Lein (Linum usitatissimum)

    weitere Namen: Saat-Lein, Flachs

    Früher war er eine der wichtigsten Kulturpflanzen, denn aus seinem Stängel wurde Leinen hergestellt und aus seinen Samen das wertvolle Leinöl. Seine zarten Blüten halten zwar nicht sehr lange, werden aber bis in den August hinein laufend von neuen Blüten ersetzt. Nach Selbst- oder Insektenbestäubig entwickeln sich kugelige Kapselfrüchte - in ihrem Inneren finden sich dann jene braunen Samen, die man als "Leinsamen" kennt. 

    Acker-Senf (Sinapis arvensis)

    weitere Namen: Falscher Hederich, Wilder Senf

    Der Ackersenf gilt oft als Unkraut, dabei genügt ein Perspektivwechsel, um ihn als heilkräftiges Wildkraut wahrzunehmen: Seine Senföle bringen den Stoffwechsel in Schwung und seine jungen Blätter und Blüten machen sich gut im Salat. Die Pflanzen werden 20 bis 60 cm hoch und blühen oft schon vier Woche nach der Aussaat. Sie blühen hellgelb von Mai bis Oktober und bieten Nahrung für Käfer, Wildbienen und Schwebfliegen.