Projektergebnisse

Juli 2019: Wir waren bei der Uni Hohenheim und bei Taifun fleißig und sind bei der Auswertung der Ernteproben aus dem Projekt 1000 Gärten 2.0 ein riesiges Stück weitergekommen. Den vollständigen Ergebnisbericht mit zahlreichen anschaulichen Grafiken und Bildern können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Gärtnerbereich herunterladen.

    Der Ertrag muss stimmen

    Ein wichtiger Parameter in unseren Untersuchungen war die Erntemenge bzw. der Ertrag. Die Steigerung des Ertrags ist eines der wichtigsten Ziele in der Pflanzenzüchtung, um so den Landwirten leistungsfähige Sorten zur Verfügung stellen zu können, deren Anbau sich für sie lohnt. Steigt der Ertrag einer Sorte, können auf derselben Fläche mehr Sojabohnen geerntet werden bzw. es muss weniger Fläche landwirtschaftlich genutzt werden, um dieselbe Menge an Soja zu erzeugen.

    Die Erntemengen der Testgärten aus dem 1000 Gärten-Projekt waren sehr unterschiedlich. Und da, wo viel geerntet wurde, gab es wiederum deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Reihen. Als Vergleich dienten uns die Reihen 1 + 12, denn diese entsprachen in allen Gärten den Sorten Taifun 3 und Lenka (Lenka ist eine etablierte Sojasorte; Taifun 3 befindet sich derzeit in der Sortenprüfung, wird im Taifun-Vertragsanbau aber schon angebaut).

    In den im Bild rechts dargestellten Gärten war die Erntemenge dieser beiden Reihen zusammen größer als 750 g. Man erkennt, dass das in vielen Regionen Deutschlands erreicht wurde. Im Bild sind die zehn Gärten zu sehen, die die größte Menge (in g) an Sojabohnen ernten konnten. 

    Pflanzliche Eiweißquelle

    Sojabohnen bestehen zu einem großen Teil aus hochwertigem Eiweiß (Protein). Insbesondere für die Herstellung von Tofu ist es wichtig, dass sie mindestens 43 % Protein enthalten. Es gibt zwar auch Genotypen (Linien) mit deutlich höheren Eiweißgehalten, bislang zeigen diese allerdings immer eine negative Beziehung zum Ertrag: Das heißt, dass die sehr eiweißreichen Typen weniger Ertrag erzielen. Sehr schön wäre es, Genotypen zu finden, die bei einem hohen Eiweißgehalt trotzdem einen hohen Ertrag bringen.

    In allen Gebieten Deutschlands wurden mit der Standardsorte Taifun 3 (in allen Gärten angebaut als Reihe 1) Proteingehalte von mehr als 45 % erzielt. Der Mittelwert über alle Gärten betrug 43,4 %, der höchste gemessene Wert lag bei 53,57 %. Dabei gibt es – wie beim Ertrag – deutliche Unterschiede zwischen den Gärten. Die Ursachen dafür können Boden, Wasser und Temperatur sein, aber auch, wie gut die Impfung mit den Knöllchenbakterien war.

    Hinter der ID 5556 steckt übrigens eine alte japanische Sorte, diese wurde aufgrund der Ergebnisse des ersten 1000 Gärten-Projektes neu in das Kreuzungsprogramm aufgenommen.

    Die Grafiken zeigen Proteingehalte von fünf Genotypen, die die höchsten Mittelwerte über die Gärten zeigten.


    Reifeprüfung

    Von Sojabohnen heißt es immer, sie seien sehr wärmeliebend und würden nicht in unser Klima passen. Früher war das auch so. Aber vor allem der schwedische Züchter Sven A. Holmberg hat in Fiskeby ab 1940 intensiv damit begonnen, frühreife Sojabohnen zu züchten. Seine Sorten haben entscheidend dazu beigetragen, dass heute Sojabohnen auch in nördlichen Ländern, vor allem in Kanada und Europa, angebaut werden können. Denn dort, wo die Sommer nicht so lang sind, dürfen die Bohnen nicht zu lange brauchen zum Reifwerden. Dafür müssen die Sojabohnen zuerst blühen  ̶  beginnt die Blüte zu spät, ist für die Pflanzen nicht genügend Zeit, abzureifen. Inzwischen gibt es einige Sorten, die sehr frühreif sind. Eine sehr frühe Blüte ist jedoch auch nicht gewünscht, da dann oft nicht genügend Pflanzenmasse gebildet wird, um später ausreichend Ertrag zu bringen.

    Eine wichtige Aufgabe also für die Züchtungsarbeit. Deshalb haben wir auch die Zeit zwischen Aussaat und Blühbeginn ausgewertet. Zumindest im Jahr 2018 scheint der Blühbeginn nicht regionalspezifisch gewesen zu sein. Übrigens beeinflussen auch manche Gene der Sojabohne die Reife. Diese nennt man E-Gene. Mit vier dieser Gene haben wir nähere Untersuchungen durchgeführt.

    Die Grafiken zeigen die Reife der Sorte Taifun 3 (Reihe 1); Blau = weniger als 110 Tage nach Saat, Lila = mehr als 150 Tage nach Saat


    Was kommt als nächstes?

    Noch sind wir bei Taifun in unserem Tofulabor damit beschäftigt, die Ernte aus Ihren Gärten zu Minitofus zu verarbeiten und etwa auf Tofumenge und Konsistenz zu testen. Diese und die anderen gesammelten Daten werden wir nutzen, um die besten Genotypen für neue Kreuzungen auszuwählen. Die Nachkommen dieser Linien werden angebaut, die Besten wieder ausgewählt und das über mehrere Generationen (Jahre). Am Ende stehen dann hoffentlich verbesserte Sorten für den Anbau in Deutschland und Nordeuropa für schmackhafte Tofuprodukte! Außerdem werden die Ergebnisse wissenschaftlich genutzt, um mehr über die Vererbung der erfassten Merkmale herauszufinden. Damit kann das allgemeine Soja-Zuchtprogramm optimiert werden.

    Insgesamt war das Projekt 1000 Gärten 2.0 wieder ein voller Erfolg und hat uns beim regionalen Sojaanbau einen großen Schritt weitergebracht. Deshalb nochmal DANKE an alle Gärtnerinnen und Gärtner fürs Mitmachen!

    05. Juli 2019